Montag, 4. November 2013

Eine kleine Geschichte von einem schlecht gelaunten Mann, der auszog, die Polizei zu ärgern... und dem es nicht gelang.

Sicher ist das heute eine vergleichsweise lange Geschichte über eine eher kleine Sache, aber werfen wir doch mal einen Blick auf eine ganz normale Verkehrskontrolle:

Das ist doch mal ein Herbst. Es hat sich in den letzten Tagen so richtig eingeregnet und der Wind pustet einem die Schauer volle Breitseite ins Gesicht. 
Wir haben Spätdienst. Zwischen den Einsätzen ist zwar Zeit, das eine oder andere Auto anzuhalten, aber wir beschließen, uns nicht in dem Mistwetter die nächste Erkältung einfangen zu wollen und suchen uns ein trockenes Plätzchen.
Die Entscheidung fällt auf ein Tankstellengelände. Man kann nur mit Karte zahlen, der Kundenverkehr hält sich schwer in Grenzen: Hier stören wir niemanden.
Der Kollege rüstet sich mit Regenjacke und Mütze gegen die Fluten während die Praktikantin und ich unter dem schützenden Dach bleiben. Er fischt einen Normalo nach dem anderen raus. Unsere Mühe, bei diesem Wetter auszusteigen mündet in vielen netten Gesprächen, die nicht zu dem miesen Wetter passen wollen. Wie das wohl kommt, dass alle so prima gelaunt sind? Sonst ist doch bei dem düsteren Wetter auch immer ein angemessen miesepetriger Bürger dazwischen...


Natürlich ist er das. Als der Kollege ein weißes SUV unter das Dach winkt begegnet uns der Miesepeter des Tages.

Die Praktikantin hat gerade ihr wirklich freundliches Sprüchlein aufgesagt, schon poltert er los. Warum wir unter dem Dach stehen, möchte er wissen. Wir hätten uns den Beruf schließlich freiwillig ausgesucht und sollten deshalb gefälligst nass werden. Außerdem sei die Tankstelle Privatgelände. Eine kleine Schimpftirade perlt an unseren Regenjacken ab. Interessante Ansichten.
Dass wir doch niemanden stören, er doch offensichtlich gar nichts falsch gemacht hat, deshalb natürlich auch nichts bezahlen muss und wir auch im Interesse seiner Sicherheit dem Sauwetter trotzen interessiert ihn nicht die Bohne. 
Die Auszubildende macht das einzig Richtige und verzieht sich kurz in den Streifenwagen um zu überprüfen, ob gegen den Herren etwas vorliegt. Widerworte wären zwecklos und alle Versuche der Deeskalation enden damit, dass der Mann versucht, unbeteiligte Tankstellenkunden auf seine Seite zu ziehen und uns möglichst schlecht dastehen zu lassen. Erfolglos zum Glück. Die Dame an der Zapfsäule schaut mich bloß peinlich berührt an.
Er zeigt stur immer wieder auf die Sturzbäche am Straßenrand und besteht darauf, unsere Kontrollstelle um.ge.hend dorthin zu verlegen. Wir hätten ja in der Schule besser aufpassen können, wenn uns das Wetter nicht gefällt. Endlich ist die Auszubildende mit seinen Papieren zurück.

"Zeigen Sie mir doch bitte noch Verbandkasten und Warndreieck" - Oha, jetzt können wir uns sicher was anhören. "Das machen Sie doch nur, um mich zu ärgern. Ärgern können Sie mich aber nicht!" mosert der Fahrer. Die Kollegen bleibt freundlich: "Ich möchte hier niemanden ärgern. Ich bin noch in der Ausbildung, da nehme ich's lieber genau!" 
Im Kofferraum findet der Fahrer Verbandkasten und Warndreieck und man sieht ihm förmlich an, wie gerne er uns noch einen einschenken möchte. Hektisch schnappt er sich seinen Reservekanister. Ich würde ein Monatsgehalt verwetten, dass er den nicht hier und heute tanken wollte, aber um uns zu ärgern und mit seinem SUV unsere Kontrollstelle zu blockieren ist ihm scheinbar seine Zeit nicht zu schade. Er steckt die EC-Karte in den Automaten und tankt den Kanister voll. 
Da hat er's uns aber gegeben. ;-)

Als er wieder im Auto sitzt, schon angegurtet, Licht eingeschaltet, und gerade einen Meter nach vorne schleicht, fällt der Kollegin auf, dass er den Kanister neben dem Zahlterminal vergessen hat. Ein bisschen schadenfroh sind wir ja, aber was soll's: Ich eile zu seinem Auto und kann gerade noch gegen seine Heckscheibe klopfen, als er schon anfahren möchte. Er hält wieder an und ich kann die Beifahrertür öffnen: "Schauen Sie mal, Sie haben den Kanister stehen lassen!"

"Gar nichts habe ich! Was erlauben Sie sich? Ich wollte nur einen Meter nach vorne rollen und das Auto tanken! Außerdem ist das eine Unverschämtheit, dass Sie mein Auto anfassen. Das! Auto! ist! privat!!! Das! dürfen! Sie! nicht! anfassen!" Huch, jetzt schreit er.  

Ein "Danke" hätte es auch getan, denke ich, denn natürlich wollte er nicht tanken sondern kann einfach seinen kleinen Fauxpas nicht zugeben. 
Bevor ihm gleich vollends die Hutschnur platzt, nur weil ich ihn auf einen vergessenen Kanister aufmerksam mache, den er gar nicht füllen wollte, halte ich die Klappe und beobachte wie er den Tankschlauch einmal auf die gegenüberliegende Seite des SUV wuckert und weniger als 20 Liter Diesel in den Wagen schüttet. Na klaaar wollte er noch tanken. Ich bin mir sicher. ;-)

Es gibt schon Menschen, die sind einfach ein wenig.... anders...

...und ich möchte nicht wissen, was ich mir hätte anhören dürfen, hätten wir ihn im Sturzregen angehalten und gebeten, auszusteigen...





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