Freitag, 13. Juni 2014

Platzverweis

Es ist Freitag. Das Wochenende beginnt, und damit auch ein kleines Stadtfest hier im Dorf. Bis zum Abend trinken die Gäste friedlich ihre Bierchen, essen Grillwurst und schauen in den Kneipen die erste Hälfte von Holland gegen Spanien. Ich möchte gern pünktlich Feierabend machen, dann schaffe ich es zum Anpfiff der zweiten Halbzeit aufs Sofa. Zwanzig Minuten soll der Spätdienst noch dauern, dann ist zumindest für uns heute Abpfiff. 
Dann allerdings, mitten der ersten holländisch-spanischen Halbzeit, schwindet meine Hoffnung auf einen pünktlichen Feierabend. Es riecht nach einer Verlängerung. Auf dem Fest hat es eine kleine Schubserei gegeben, der Sicherheitsdienst hat die Streithähne getrennt. Wir fahren hin, um die Anzeige aufzunehmen. Schade, das war's wohl mit dem Fernsehabend. Aber vielleicht sehe ich wenigstens das Ende des Spiels. Man wird ja genügsam.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Hauptsache, die Haare liegen

Ich habe euch einiges zugemutet in den letzten Postings, ihr habt jetzt einen Eindruck von meiner Arbeit, aber ich höre hier erst auf zu schreiben, wenn ich alles mal erlebt habe und ich vermute: das wird noch dauern.Gestern zum Beispiel hatten wir ein menschliches Drama zu bearbeiten, dessen Ausmaße mich völlig überforderten. Es war schrecklich. Und ich hoffe von Herzen, dass euch ähnlich Schreckliches nie, nie, niemals passiert. Besonders den Frauen!

Dienstag, 3. Juni 2014

Nachtschicht

Seid ihr bereit für noch eine bedrückende Geschichte? Und eine sehr lange dazu? Die längste bisher, fürchte ich. Eigentlich hatte ich mir erstmal ein paar lustige oder zumindest verrückte Stories vorgenommen, aber irgendwie stand mir der Sinn dann doch danach, euch meinen vermutlich bisher traurigsten Einsatz zu erzählen. Das geht nicht in drei Zeilen - vielleicht lest ihr das Posting ja trotzdem. Und wenn nicht, dann kommt bald das nächste. Ein fröhliches. Versprochen. 
Der besagte Einsatz, der mir bisher wohl am ärgsten in Erinnerung geblieben ist, liegt Ende August genau fünf Jahre zurück. Die Details dieser Nacht verlieren sich in meinen Erinnerungen langsam und verwischen zu einem traurigen Ganzen. Manche Bilder sehe ich noch deutlich vor mir, wenn ich die Nacht Revue passieren lasse. Bevor auch die sich Stück für Stück verabschieden, blicken jetzt gemeinsam zurück in den August 2009. 

In dieser Nacht mache ich nicht mit meiner Stammdienstgruppe gemeinsam Dienst, sondern helfe bei einer andern Schicht aus. Ich fahre mit dem Dienstgruppenleiter, einem ruhigen, besonnenen und vor allem empathischen Kollegen, und weil ich von Natur aus tierisch neugierig bin freue ich mich, die Kollegen besser kennenzulernen, die ich sonst nur von der Übergabe zu Dienstbeginn kenne.
Die Nacht ist für einen Sonntag ungewöhnlich trubelig. Das laue Wetter hat den Einen oder Anderen länger als üblich vor die Tür gelockt und so haben wir hier und da Streitigkeiten zu schlichten, bevor es um kurz vor drei hektisch wird. 

Sonntag, 1. Juni 2014

Vorbilder

Na, liebe Leserschaft, habt ihr Vorbilder? 
Die meisten vermutlich schon. Es müssen ja nicht die Beatles sein, Lothar Matthäus oder Angela Merkel. Vielleicht sind es ja auch euer Nachbar, der immer die Hecke so ordentlich stutzt, oder euer Chef, den so leicht nichts aus der Ruhe bringt?! Prinzessin Lillifee für die rosa Mädchen oder doch Lukas Podolski?!
Ich habe Vorbilder. Sie sind nicht halb so glamourös, dafür aber deutlich greifbarer als die Stars und Sternchen aus dem Fernsehen. Meine Mutter zum Beispiel ist ein tolles Vorbild, weil sie ihren Papierkram immer so gut im Griff hat und mit einem Blick in den Schrank den Beleg der vor zehn Jahren angeschafften Bohrmaschine für etwaige Reklamationen zückt. Oder meinen Vater, der mit der zehn Jahre alten Bohrmaschine alle paar Jahre meine Küchenschränke in neue Wohnungen hängt und nebenbei auch noch Abflussrohre, Terrassen und Lampen zusammenklöppelt. Wenn ich von Beiden noch ein wenig abschauen kann schrumpft bald der Papierstapel auf meinem Schreibtisch und in einem besonders gewissenhaften Augenblick lackiere ich vielleicht sogar die Rolladenkästen, kaufe Fußleisten und hefte anschließend die Quittungen ab. Wegen der Reklamationen. Ihr wisst schon. 
Ich kriege das jedenfalls heutzutage hin weil ich es mir immer abgucken konnte. Das Schrauben und das Heften… und so, so vieles andere auch...
Der junge Mann in meiner heutigen Geschichte hatte auch ein Vorbild, das ihm zeigen wollte, wie Erwachsene sich verhalten. Die Geschichte ist älter, aber das Thema ist immer aktuell.