Sonntag, 21. Juli 2013

Ey Mann - Wo ist mein iPhone?

Mein Favorit heute ist eigentlich ein Fall für mein Tagebuch. Aber vielleicht lernt ihr aus meinem Fehler, deshalb "viel Spaß" mit dieser kleinen privaten Anekdote:

Ich hatte die letzten Tage frei und habe die Zeit genutzt, endlich mal wieder nach Berlin zu reisen. Auf dem Rückweg zum Hauptbahnhof war dann heute dringend eine Abkühlung fällig. Also landeten meine gute Freundin und Berlin-Begleiterin Lisa und ich im Starbuck's an der Friedrichstraße. Sonnenschein, 30°C, ein Traum von einem Chocolate-Chip-Eisgetränk-mit-englischer-Bezeichnung-Dingsbums und noch zwei Stunden Zeit in Berlin. Herrrrrrlich.

Während wir tratschen, was noch zu tun wäre bevor der ICE uns nach Hause brächte, tauchen zwei kleine Gören an unserem Tisch auf. Beide gebärden wild als seien sie gehörlos und wollen uns irgendwelche Spendenlisten unter die Nase halten. "Och bitte nicht diiiieeee Nummer" erwacht mein Polizistenhirn aus dem Urlaubsmodus. Erstens habe ich generell keine Lust, im Café von irgendwelchen nervigen Bettlern angequatscht zu werden - wenn ich spenden will, kaufe ich eine Obdachlosenzeitung oder werfe Musikanten Kleingeld in den Hut, aber am Tisch mag ich diese offensive Bettelei nicht - und zweitens glaube ich ihnen die "Ich bin gehörlos und brauche deshalb eine dubiose Unterschrift"-Nummer nicht.
"Geht weiter, Mädels!" raunze ich mehrmals relativ unfreundlich, aber die Ganoven bleiben hartnäckig. Mir wird das zu bunt. Beide fummeln mit ihren Spendenlisten ziemlich aufdringlich an unserem Tisch rum und obwohl ich aufstehe und sie mit beiden Händen bei Seite dränge nerven sie weiter. Also stelle ich einen Stuhl zwischen die Beiden und unseren Tisch. Das sollte uns Abstand verschaffen. Von wegen... Also doch nochmal aufstehe. Ich stelle mich direkt vor die kleinen Räubertöchter. Ihr Kopf reicht soeben bis zu meiner Schulter und wir berühren uns, aber sie lassen sich einfach nicht zurückdrängen.
"Meeeiiine Güte, sind die aufdringlich!" schimpft Lisa, als endlich ein Cafémitarbeiter die beiden wild mit den Armen fuchtelnd vertreiben kann. Ich setze mich wieder und schlürfe an meinem Schoko-Dingsbums. Endlich wieder Ruhe. Die "Do you speak english?" murmelnden Bettler, die einem am Hauptbahnhof alle Nase lang begegnen, kannte ich schon, aber diese Zettelnummer war mir doch jetzt 'ne Nummer zu frech. Und die Mädels waren höchstens 12...

Der Starbucks-Mann schlurft zurück an seine Theke und nuschelt sich ein: "Die klauen aber auch hier wie die Raben..." in seinen Berliner Hipster-Dreitagebart.
Ja, auf 'ne Unterschrift hatten unsere beiden Nervzwerge es bestimmt nicht abgesehen. Aber mich bestehlen? Ha. Ich bin schließlich Polizistin, mit allen Trickdiebstahlwassern gewaschen und lasse mich so leicht nicht drankri... äh, HALT: "Lisa?! Wo ist mein iPhone??? Kannjawohlnichtwahrsein..."

Ich klopfe meine Hosentaschen ab, merke, dass das Telefon auf dem Tisch hätte liegen müssen und weiß jetzt auch, warum die Knirpse so beharrlich nicht zu vertreiben waren... Das war lohnende Beute! Im gleichen Moment springe ich auf und stürze die 50 Meter hinter den Beiden her. Die Diebin scheint meinem komplett entglittenen Gesichtsausdruck zu entnehmen, dass sie gerade aufs kräftigste am Ohrfeigenbaum geschüttelt hat und hält, als sie meine Schritte hinter sich hört, mein Telefon in meine Richtung. Ihre Taktik geht auf: meine Hand schnappt nach dem iPhone und nicht nach ihrem Gesicht. Gut so, denn erstens hätte es überhaupt nichts geholfen, ihr eine zu tafeln, und zweitens hätte es mir auch so überhaupt nicht entsprochen... So bleibt es bei dem wütenden Gedanken an eine schallende Watsche. Besser für alle...

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Nach einem Anruf bei der Berliner Leitstelle lernen wir mehr als eine Hand voll äußerst netter Kollegen von Bundes- und Landespolizei kennen, die uns allesamt zu meinem Fang gratulieren. In den letzten Tagen haben die beiden Klaukids nämlich am Starbuck's heftig ihr Unwesen getrieben und so manches Handy ist in ihren Besitz übergegangen. 
Leider hatten sie, als ich sie am Schlafittchen hatte, gerade keine anderen Handys in der Tasche. Ich hätte gerne noch anderen Geschädigten eine Freude bereitet.
So ist immerhin mein Handy noch da, die zwei Krakusen sind (mal wieder) erwischt worden und zum Hauptbahnhof sind wir auch noch pünktlich gekommen.

Und es ist bewiesen, dass man noch so vorsichtig sein kann: Sowas kann wohl  jedem passieren - denn man kann seine Sinne einfach nicht überall haben... auch nicht, wenn man mit dem superskeptischen Polizistenblick durch die Welt rennt und hinter jedem Bettler einen Trickdieb vermutet...

Samstag, 13. Juli 2013

Der Weltbürger

Mein heutiger Favorit hätte sicher viel zu erzählen, er ist nämlich ein in Neuseeland geborener, in Deutschland auf dem Dorf lebender (inzwischen) Niederländer, der mit einer in England geborenen (inzwischen) Deutschen verheiratet ist und für eine Firma in Belgien arbeitet. 

Schon klar, dass der Tatort seines Fahrzeugaufbruchs am Flughafen Düsseldorf war. Er kommt ja offenbar viel rum...

Ich hab ja auch mal woanders gelebt: 30 Minuten von hier - und kam mir ganz schön bäuerlich zurückgeblieben vor.    ;-)


Freitag, 12. Juli 2013

Leonard hat eine Bitte

Mein heutiger Favorit ist eindeutig der kleine Leonard. Der geht nämlich in die Klasse 5e und ist elf Jahre alt. 
Und wenn ihn etwas stört, dann meckert er nicht nur dass keiner was tut sondern er nimmt das Problem selbst in die Hand, damit sich was ändert. Deshalb stand er heute Mittag bei mir auf der Wache und drückte mir einen Brief in die Hand. Korrekt adressiert, mit Absender und allem Schnickschnack.

Wie man das halt so macht, wenn man elf ist und einen was stört. 

Das gefällt mir, und euch vielleicht auch...

(Ich musste in Leonards Brief ein bisschen digital rumpfuschen)

Wenn Zeit ist, weiß ich jetzt, wo ich demnächst mal 'ne Lasermessstelle einrichte. Hoffentlich hilft's...

Montag, 8. Juli 2013

...kleiner Nachtrag...

...zum letzten Posting:

Vorgestern stand ich schon wieder genau an der Stelle, an der ich am 01.07. erfolglos versucht habe, den verunfallten Motorradfahrer zu reanimieren. Genau dort (und keinen Meter weiter) haben wir in den darauffolgenden Tagen Geschwindigkeitsmessungen gemacht. Die Markierungen der Unfallaufnahme waren auf der Fahrbahn noch gut zu erkennen.

Erlaubt waren an der Messstelle, ein paar hundert Meter vom Unfallort entfernt, 70km/h.
Angehalten haben wir die Leute dann an der Unfallstelle. Nicht, um das Ganze zu dramatisieren oder so was, sondern einfach, weil dort am Straßenrand genügend Platz ist.

Solange wir dort solche Werte messen, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis der nächste Kollege mit Sprühkreide über die Straße läuft, Spuren sucht und schlechte Nachrichten überbringt...




Ich muss dazusagen, dass der letzte tödliche Unfall nicht durch Raserei verursacht worden ist, aber der nächste vielleicht...

Montag, 1. Juli 2013

Echte Hingucker!

An dem, was ich euch heute erzähle, etwas Positives zu finden ist eigentlich unmöglich. Eigentlich.

Ich habe mal die Statistik bemüht: Jeden Tag sterben in Deutschland ungefähr elf Menschen an den Folgen eines Verkehrsunfalles. Auch heute, und heute ist es wieder bei uns passiert.

Ein Autofahrer hat beim Abbiegen ein Motorrad übersehen, das ihm entgegenkam. Durch den Aufprall wurde der Motorradfahrer so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle sein Leben verlor. Keine wilde Raserei, kein aberwitziges Überholen, kein Verkehrsrowdie hat den Unfall verursacht, sondern eine Sekunde der Unachtsamkeit. Ein winziger Moment mit schrecklichen Folgen.

Und als der junge Mann auf der Straße lag, leblos, neben seinem zerbeulten Motorrad, da fuhren Autos vorbei. Menschen die vermutlich nicht hätten helfen können, denn es war schon zu spät, aber die es eben auch nicht versucht haben. Die (feigen) Wegseher.

Aber dann sind da auch noch die Menschen, die anhalten und zupacken. Die nicht bloß gaffen und ihre Smartphones zücken, um ihren Freunden später zu zeigen, was sie heute krasses gesehen haben und wie cool sie sind, alles zu fotografieren. Nein, da gibt's Mensch, die helfen. Die (mutigen) Hingucker.

Jeder von uns könnte mal deren Hilfe brauchen, bzw. anders: Deine Hilfe! Vielleicht schon morgen...

Also: Guck hin und pack an!